Heute hat Tante Maus Geburtstag. HAPPY BIRTHDAY! Tante Maus ist Niederländerin und seit über 30 Jahren glücklich verheiratet. Immer, wenn ich sie sehe, leuchtet mir ihr großes Herz entgegen. Ein Riesenherz. Immer für andere da, immer besorgt, immer ihr Bestes gebend. So nehme ich sie wahr. Ich bin gern in ihrer Nähe. Nur einmal hätte ich sie schütteln können und am liebsten laut gerufen: Hey, gönn´ dir auch mal was!“ Sich selbst etwas gönnen, ist nicht gerade ihre Stärke. Für andere aber immer gern. Sie weiß das und möchte das auch gern ändern. Wenn es dann aber mal soweit ist und sie selbst für sich eine Gönnen-Entscheidung treffen soll, tut sie es gern ab mit den Worten: „Ach, ich brauch das doch nicht!“ Und irgendwie klingt es traurig für mich, weil alles außer ihr wichtiger zu sein scheint. Dabei ist sich selbst etwas gönnen können ein zentrales Element zur Zufriedenheit. Wie das Tante Maus gelungen ist und vielleicht auch dir hilft, erfährst du hier im heutigen TopTipp 8:
Was fühlst du, wenn du dir etwas gönnst?
Folgende Szene: Tante Maus mit Ehemann und mir in einem schicken Designerladen. Er will sie unbedingt beschenken. Weil das sonst nicht so leicht gelingt, erhofft er sich an dem Tag Verstärkung von mir. Maus schaut sich um, Jörg – ihr Mann – schaut mit – für Männer sehr selten! – und zeigt auf einen Mantel. Sie probiert ihn an: WOW! Sie war selbst total überrascht, wie gut sie darin aussah. Jörg genoss den Anblick, seine Frau strahlen zu sehen. Ich auch! 30 Sekunden später: Ihr Gesicht friert ein, die Lippen werden schmal und abrupt zieht sie den Mantel wieder aus. Sie legt ihn ganz weit weg von sich, sucht den Verkäufer: Bloß weg mit der Versuchung! „Viel zu teuer! Brauche ich nicht! Im Haus muss das noch gemacht werden. Und überhaupt: Das Geld ist woanders besser investiert!“ Aha, denke ich. Jörg bleibt ganz ruhig. Er kennt das schon. Maus packt zusammen. Nichts wie weg aus dem Laden hier!
Sich selbst was gönnen? Später vielleicht …
Ich habe viele Menschen getroffen – meist Frauen, die ähnlich reagierten, wie Maus. Und sie hatten oft keine Partner, die sie darin bestärkten, etwas für sich zu tun. Aber Jörg bekam keine Chance bei Maus. Je mehr er sich anstrengte, desto mehr legte sie mit Argumenten nach, ihre Entscheidung zu verteidigen. Typisches Reaktionsmuster – Argumenten Ping Pong. Vielleicht dachte sie im Nachhinein: Schade, wäre doch eine gute Gelegenheit gewesen? Trotzdem: Noch Stunden danach fühlte sie sich genötigt, wieder und wieder zu erklären, warum sie sich so entschieden hatte. Ich hörte einfach zu. Es war ihre Entscheidung.
Du entscheidest!
Was auch immer wirklich der Grund für ihre Entscheidung war – ein Gutes hatte diese Szene. Sie war für Maus offenbar so emotional, dass sie beschloss, ihr Verhalten zu überprüfen. Das ist doch was! Sie gestand sich ein, dass ihr Knackpunkt das Geld war. Nicht ungewöhnlich: Das ist bei den meisten Menschen so. Es ging ja nicht darum, ob sie oder ihr Mann sich das Stück leisten konnten. Es war eher die Idee: Ich habe ja noch einen Mantel, der funktioniert. Durch das Ereignis erkannte sie, dass es ihr keine Freude machte, nur etwas zu besitzen, was funktioniert. Wenn sie ihn gekauft hätte, würde sie sich jedes Mal freuen ihn anzuziehen. Sie und Ihr Mann hätten jedes Mal die gemeinsame Erinnerung an einen schönen Moment. Und das Genießen des gemeinsamen Moments ist viel wichtiger, als der Preis. Funktionieren tut der Mantel ja außerdem.
Annehmen ist Gönnen – weil Schenkende sich oft mehr freuen
Tante Maus ist seither im Gönnen-Fortbildungsmodus. Etwa ein Jahr später hatten wir wieder eine solche Situation in einem Laden. Diesmal war sie viel offener. Sie probierte Sachen an, ohne zuerst aufs Preisschild zu schauen. Interessant, dachte ich. Sie probierte einen Pulli, gefiel sich darin und verkündete kurz entschlossen: „Den nehme ich!“. Er stand ihr super! Schick, tolles Material, super Farbe. Top! Gönnen kann Spaß machen. Was für ein Change! Wer will, kann auch was verändern! Dann geht alles auf einmal ganz leicht. Jörg war einfach glücklich, dass er sie endlich mal beschenken konnte. Später am Tag gestand sie mir: „So viel Geld habe ich noch nie für einen Pulli ausgegeben!“ Ich fragte sie: „Und warum jetzt?“ „Weil ich erkannt habe, dass ich das doch darf!“ Oh, ja! Endlich! Wir klatschen uns ab mit High Five ab und ich habe mich einfach still für sie gefreut.
Erlaube dir das Annehmen-Dürfen-Gefühl
Meistens – aus meiner Erfahrung – ist es nicht eine Frage des Geldes. Ja, Geld ist wichtig und als Argument immer willkommen. Aber meistens trifft Geld nicht den Kern, warum Menschen sich schwertun damit, sich selbst etwas zu gönnen. Ich kenne das aus der Familie und bei mir selbst zu Genüge. Aber auch das kann ein Mensch verändern: Jederzeit! Kleine Rituale helfen. Beispiel: Erinnere dich, was du bereits geleistet hast. Erinnere dich, welche Träume du dir schon erfüllt hast. Erinnere dich, wie du dich fühlst, wenn du dir einen schönen Moment gegönnt hast und speichere das Gefühl in dir, damit du es abrufen kannst, wenn du es mal brauchst.
Genieße dein neues Gönnen
Sich etwas zu gönnen, ist grundsätzlich ein positives Gefühl. Voraussetzung: Es geschieht nicht aus Frust, aus Langeweile oder Kaufsucht. Dein Genuss bringt die wohligen, zufriedenen Gefühle. Und dabei ist es aus meiner Sicht völlig egal, ob es sich um ein Eis, einen Mantel oder eine Reise handelt. In dem Moment, in dem deine Absicht eine freudige ist, die du selbst entschieden hast, wirst du mit glücklichen Gefühlen belohnt. Maus hat das erkannt. Mit jedem Mal, mit dem sie sich das bewusst macht und ihre Veränderung betrachtet, fühlt sie sich besser. Ein langer Weg, der sich gelohnt hat. Danke, liebe Maus, dass du deine Entwicklung in dieser einen Sache mit mir geteilt hast. HAPPY BIRTHDAY! Willkommen in deinem neuen Leben! Was wirst du dir heute gönnen?